4. Reise
vom 23.Sept.2009 bis 23.Sept. 2010
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New South Wales

23.09.2009 Abflug
Abschied? Er war kurz. Bin nicht so für lange Abschiedszenen. Einzig bei Florian, meinem Ziehsohn, hat es mich ganz schön mitgenommen. Er ist mir das Liebste was mir richtig ans Herz gewachsen ist. Mal sehen wie er das kommende Jahr meiner Abwesenheit übersteht. Zumindest wird er ein ganz schönes Stück wachsen. Der Flug von Düsseldorf nach Bankok war ein Grauen. Der Flug an sich war ruhig aber der Service unter aller Kanone. Die Stewardess unfreundlich. Mein Wunsch, eine Flasche Wein zum Abendessen zu bekommen, wurde barsch mit den Worten abgetan:" Da müssen Sie warten bis wir mit der Essenausgabe fertig sind."
Die Sitzreihen zu eng und die Unterhaltung per TV ließ Wünsche offen. Ein Bildschirm für vier Sitzreihen. Einen Film mußte man sich zusammendenken weil permanent Passagiere vor einem aufstanden und Dehnungsübungen machten. Nie wieder Air Berlin. Jetzt hänge ich hier in Bankog im Arrival Terminal fest ohne Möglichkeit mir etwas zu trinken oder zu essen zu kaufen, da Air Berlin nicht in der Lage war eine Bordkarte für den Weiterflug nach Sydney auszustellen, mit der ich mich hätte im Transitbereich aufhalten können. Und mein Flug geht erst in 10 Stunden. OK eine Stunde habe ich schon geschafft. Ein bissel rumlaufen, ein bissel schlafen, ein bissel lesen und ein bissel hoffen, daß wenigstens 2 Stunden vor Weiterflug der Quantasschalter öffnet wo ich meine Bordkarte bekomme.

25.09.2009 Glück
Manchmal muss man auch ein wenig Glück haben. Der Quantasflug nach Sydney war die pure Entspannung. Eigener Fernseher, gutes Essen, toller Service.
Mein Backpacker Hostel entpuppte sich als ein an mehrere Personen vermietetes Appartment. 5 Zimmer mit einem Doppelstockbett und nie mit mehr als 10 Personen belegt, wovon die Hälfte Tags über ihrer Arbeit nachgeht. Kein Zehnbettzimmer, keine kaputten Backpacker die die Nacht zum Tage machen und kein Etagenklo mit Dusche. Alles sauber ,mit Frühstück und Wäscheservice. Und das für die Hälfte des Preises als in einem richtigem Hostel. Und zu guter Letzt habe ich am ersten Tag Don wiedergetroffen, der sich an mich und meinem damals von Ihm gekauften roten Landcruiser noch erinnern konnte. Mit viel australischer Geduld (fast den ganzen Tag, denn ich musste erzählen wie es mir so in den letzten Jahren erging, was ich gemacht habe und was ich für dieses mal geplant habe) erwarb ich erneut einen Landcruiser, mein Weggefährte und Obdach für das kommende Jahr. In einer Woche kann ich ihn abholen. Don läßt mir von seinen Leuten ein Bett hinten einbauen. In der Zwischenzeit kann ich mich um Ausrüstung kümmern und natürlich Sydney erkunden. Gut, die Stadt kenne ich zur Genüge aber 14 Tage im Appartment sitzen ist auch blöd. Im Moment ist Walewatching angesagt und nach 8 Jahren gibt es in der Stadt mit Sicherheit auch Neues zu entdecken.

26.09.-07.10.2009 Sydney
Habe heute mein Auto abgeholt. Meine anfänglichen Bedenken sich wieder an den Linksverkehr und dann noch in Sydney mit seinen doch ,manchmal engen Strassen zu recht zu kommen haben sich in Wohlgefallen aufgelößt. Habe noch nichts verlernt. Bin mit dem Auto bis jetzt zufrieden. Mit dem Betteneinbau haben sie sich richtig Mühe gegeben. jetzt muß ich nur noch ein System finden um den Stauraum optimal zu nutzen. Einige Sachen wie Notfallzelt, Schlafsack, Kissen, Decken habe ich schon gekauft. Zudem habe ich eine Menge hilfreiches Zubeöhr von Don bekommen, z.B. Benzinkanister, Kocher , Geschirr, etc., etc.. Vieleicht klappt es noch mit einer netten Reisebegleitung. Bin guter Zuversicht. Gestern war ich auf Walewatchingtour. Aber es erging mir wie beim Pilze sammeln. Sie sind da aber ich sehe sie einfach nnicht. Habe immer in die falsche Richtung geschaut bis einer in die andere Richtung zeigte. Und ehe ich bei dem Seegang auf der anderen Seite des Schiffes war tauchten die Wale auch schon wieder ab. Nur gut dass dass so kollosale Tiere sind so habe ich wenigstens noch die Rückenpartie gesehen. Beeindruckend war es dennoch, trotz des Missmutes den einige Passagiere auf Grund des Wellenganges an der Reeling zum Ausdruck brachten. Überhaupt ist das Wetter im Moment sehr wechselhaft. Mal Sonne, mal Regen und ein viel zu kühler Wind. Nächste Woche geht es los. Ich hoffe das es im Landesinneren wärmer und konstanter vom Wetter her ist.

08.10.2009 Blackheath
09.00 Uhr und ab ging die Post. Raus aus Sydney und rauf nach Blackheath. Im Moment noch alleine denn von den beiden Mitreiseinteressenten hat sich bis jetzt noch keine gemeldet. Na abwarten. Wichtig ist nur, dass ich auf Achse bin. Hab schon richtig Reisefieber bekommen.So schön wie Sydney ist aber es ist verdammt teuer. Ich verstehe die Backpacker, die so und so keinen Knopf in der Tasche haben, nicht, warum alle ausgerechnet in Sydney ausharren. Das Zelt steht, Equipment und Vorräte sind im Auto verstaut (zumindenst für den Moment). Der erste Ausflug führte mich zum Hargraves LO. Von dort führte ein kleiner Pfad hinüber zum Panorama Point LO wo ich zum ersten Mal das Gefühl hatte in Australien angekommen zu sein. Morgen muss ich erst mal in die Werkstatt. Irgend etwas muss an der Benzinleitung defekt sein. Es stinkt nach Benzin und der Spritverbrauch ist einfach zu hoch. Vieleicht schaff ich es dannach noch zu den "Three Sisters " zu kommen. Ich bin heil froh warme Sachen dabei zu haben. Es ist sau kalt wenn die Sonne weg ist. Widerrum in der Sonne ist es tierisch heiß. Australien ein Kontinent der Extreme.

10.10.2009 Victoria Falls
Die defekte Benzinleitung entpuppte sich als eine verrutschte Federklemme. Reparaturaufwand: 15 sec., Kosten: keine. Bin von Blackhesth an einem herrlichen Tag in Richtung "Barrington Tops" gestartet aber nicht ohne hinter der Stadt den Abzweig zu den "Victoria Falls" zu nehmen. Um diesen Wasserfall zu bewunderbn muß man sich die Mühe machen und 400 m hinab ins Tal steigen. Ansich keine Schwierigkeit nur sollte man immer daran denken das man den selben Weg mit seinen schmalen steinigen Pfaden, den engen Serpentinen und den teilweise extrem steilen Treppen wieder hinaufklettern muss. man war ich fertig. Zumal ich von der Wanderung am Vortag bei den "Three Sisters" noch Muskelkater hatte. Doch die Tour hat sich echt gelohnt und das ist es doch was am Ende zählt. Bescheiden die Feststellung, dass durch den Mt Royal State Park doch kein 4WD Track zu den Barrington Tops führt. Jetzt stehe ich hier irgendwo im Wald. Es ist dunkel geworden und der einzige Weg zu einem Campingplatz ist wegen Überflutung gesperrt. Bevor ich mich schlafen lege werde ich mir eine neue Strecke zu den Barrington Tops überlegen. Gewiß bedeutet diese Sackgasse eine klitze kleine n Umwegvon gerade mal 200 km. Nicht der Rede wert. Entfernungen sibnd in Australien relativ.

11.10.2009 Barrington Tops
Noch so was auf das ich überhaupt keine Lust habe. Schnell war der ersehnte Zeltplatz gefunden, das Auto für die Nacht vorbereitet und das wärmende Lagerfeuer entfacht, als es heftig anfing zu regnen zu gewittern und schließlich z hageln. Das volle Programm. Im Nu war mein Feuer erloschen . Fast 2 Stunden harrte ich im Auto aus. Das danach auch nicht besser. Der mühsam gesammelte Vorrat an Feuerholz nass und ich total durchgefroren. Aber meine Geduld, oder besser gesagt mein Wille nicht zu frieren zahlte sich aus. Mit trockener Rinde von der Wetter abgewandten Seite eines Baumes entfachte ich mein Feuer erneut. Die Hitze trocknete die feuchten Äste recht schnell und erwärmte schließlich doch noch mein Gemüt. Mein erster Abend am Campfeuer. Herrlich Romantik pur. So lassen sich die kalten Momente in Australien ertragen. In Gedanken stoppte noch einmal bei den Ashpley Falls gleich nach Walcha. Ein wasserreicher Wasserfall, den man, wenn man die Schlucht umwandert, von beiden Seiten bewundern kann. Jetzt starre ich in die Flammen und lasse meine Gedanken schweifen. Ich überlege ob ich mir einen Großtank mit 180 l Fassungsvermögen anbauen lasse. Denn mit einer derzeitigen Tankfüllung und einer Reichweite von 450 km und selbst noch mit 2 Reservekanistern komme ich nicht durch das Outback. Ich komme dann nicht nur weiter sondern könnte dann auch dort tanken wo es preiswerter ist. Auch hier in Australien haben die Spritpreise enorm Angezogen. Jetzt muss ich jeden Tag tanken. PS "Jadi" Jadawin dem Reisenden zwischen den Welten. In diesem Fall - der Reisende durch den Busch.

14.10.2009 nach Armidale
Nach einem herrlichen Tag am Meer nahe der Stadt Arakoon ging es zurück nach Kempsey um die Straße nach Wollomoloo einzuschlagen. Straßen bedeuten in Australien auch Gravelroads die kein Europäer mit seinem Auto befahren würde. Doch was da auf mich zukam erfasste ich erst kurz nach der Ortschaft Bellbroke als ich im Generalstore zu hören bekam "Sorry kein Benzin im Moment. Nun ja, Eigentlich sollte es kein Problem sein Armidale in 170 km Entfernung und einem halbvollen Tank zu erreichen, aber wie gesagt nach der Ortschaft hörte die Welt plötzlich auf. Ich verstand weshalb es keinen Sprit gab. Von Kempsey bis Bellbroke war die Straße asphaltiert aber nur für bis zu 8 Tonnen zugelassen. Weiter bis Armidale führte eine schmale Holperpiste die so breit war wie mein Jeep. Ich kam mir vor wie auf dem Weg zum Himalaja. Langsam schlängelte ich mich an den dem Steilhängen entlang. Gleich links ging es steil abwärts. Langsam schlängelte ich mich auf der an den steilen Berghang gepressten Strasse das Flusstal hinauf. Nicht wissend bzw. einsehbar ob mir in der nächsten Kurve jemand entgegen kommt. So steil wie der Anstieg so steil auch die Abfahrt. Besonders gut für das Selbstvertrauen machen sich da die vielen Gesteinsbrocken die rechts nvon dem Steilhang auf die Straße stürzen oder die Abschnitte an denen die "Straße ein wenig abgebrochen und im tiefen Flusstal verschwunden ist. Da braucht man schon mal für 90 km locker drei Stunden. Nicht das einer denkt bergab geht es schneller. Auch dann muss man i die Kurven "schleichen" will man nicht auf der Geröllpiste beim bremsen in der Kurve über das Ziel hinaus schießen und den freien Flug ins Tal wagen. Schließlich habe ich es doch geschafft. Mein Nachtlager habe ich auch recht schnell gefunden. Mit großer Wahrscheinlichkeit werde ich heute im Schlaf noch Kurven fahren.

15.10.2009 Cathedral Rock
Nach dem aufreibenden Fahrtag gestern erwartete mich heute ein entspannter Wandertag. Nachdem ich in Armindale, inklusive Reservekanister, aufgetankt und die Vorräte aufgefüllt hatte, folgte ich zuerst den Wegweisern, die mich in den New England NP führten. Bei einer Wanderung bekam ich zum ersten Mal zwei Lyrebirdweibchen zu Gesicht. Doch das Highlight erwartete mich hier im Cathedral Rock NP. Ein 2,5 stündiger Wanderweg um den Berg herum mit Aufstieg zum Gipfel. Ein sensationeller Ausblick und phänomenale Felsformationen, die einen, wenn man diese betrachtet, rätseln lässt, warum solch Massige Gesteinskugeln beim dagegen lehnen nicht einfach ins Tal rollen. Der Zeltplatz am Fuße des Berges gehört heute ganz allein mir na ja beinah. Mit Anbruch der Dämmerung erhielt ich Besuch von zwei Possums die nun neugierig um das Lagerfeuer schleichen.

17.10.2009 grausig
Habe letzte Nacht einen mich jetzt noch schaudernden Alptraum gehabt. Ich fahre eine enge kurvenreiche Schotterpiste hinunter. Die Hände umklammern schweißnass das Lenkrad. Ich werde immer schneller. Und dann passiert es. Ich bremse vor ei einer Kurve. Die Räder blockieren - rutschen auf der Schotterpiste einfach geradeaus. Das Ende der Kurve die ich eigentlich kriegen sollte kommt immer näher. Verzweifelt rudere ich mit dem Lenkrad. Stocksteif stehe ich auf Kupplung und Bremse und dann... ist der Boden weg. Das Auto stürzt. Die Wipfel der Bäume kommen immer näher und bevor ich auf nacktem zerklüftetem Gestein aufschlage wache ich auf. Das kurvenreiche auf und ab auf schmalen Pisten mit einem 2 t Gefährt das einen enormen Schub entwickelt hat mir in den vergangenen Tagen doch ganz schön zugesetzt. Zugesetzt hat mir auch eine traurige Szene die sich mir auf dem Hwy zwischen Glen Innes und Inverell bot. Schon von weitem sah ich ein Känguru mitten auf der Straße. Es schien ängstlich zwischen all den vorbeirasenden Autos nach einem Fluchtweg zu suchen. Je näher ich kam, desto deutlicher sah ich wie es versuchte sich auf die andere Seite in Sicherheit zu schleppen. Sein rechtes Bein ist gebrochen und unwirklich nach hinten verdreht. Es schleift über den Asphalt. Schwach versucht das Roo mit dem gesunden Bein das Gleichgewicht zu halten und schiebt sich mit dem Schwanz Stück für Stück vorwärts In dem Moment an dem ich an diesem Tier vorbeifahre treffen sich unsere Blicke. Dieser tapfere Herz zerreisende Blick dieses Kängurus, gleich dem Blick eines schwer verwundeten Soldaten der versucht im nahen Graben Schutz vor seinen Feinden zu finden. Ein letztes mal alle Kräfte mobilisierend quälte er sich vorwärts so wie es der Überlebenswille fordert, obwohl er weiß der Tod ist nahe, denn die letzte Granate nahm ihm seine Beine. Genau so schaute dieses Känguru, das den Gnadentod verdient hat aber nicht bekommt. Ein verletztes Tier im Busch ist der Wille der Natur auf der Strasse ein Übel der technisierten Welt. Niemand wird es von seinem Leid erlösen. Es bleibt nur Mitleid für dieses arme Wesen , das gequält seinen Verletzungen erliegen wird.

19.10.2009 sinnliches Brummen
Der Zugang zum Goobang NP ist zwar für jedes Fahrzeug, jedoch nicht für Wohnanhänger, offen, doch in einem Jeep hat man einfach ein sicheres Gefühl. Der Lohn für die holperige Anreise offenbarte sich in einem herrlichen Zeltplatz. mitten im Busch. Leider beanspruchten bereits zwei ältere Pärchen die Idylle. Während diese sich nach einem Smalltalk auf Wanderschaft begaben kochte ich mir erst einmal einen Kaffee, baute probeweise meine neue Sonnenschutzplane hinten am Auto auf und befestigte den im Mt.Kaputar abgerissenen Schmutzfänger. Nach getaner Arbeit rüstete ich mich ebenfalls zu einem Ausflug. Nichts ist entspannender als durch den Busch zu laufen ohne ins schwitzen zu kommen. Die Aufmerksamkeit für die kleinen Dinge der Natur steigt und bei genauerem Hinsehen eröffnet sich einem eine ganz anderes Universum. Wenn man sich nur mal überlegt welche Leistungen diese kleinen Ameisen vollbringen um sich im Untergrund ihre eigenes Reich zu schaffen. Ob sie realisieren wie groß die Welt außerhalb ihrer Ameisenwelt ist? Wohl ehr nicht. Denn könnten wir uns vorstellen das um unser Universum andere Universen existieren? Wohl ehr nicht. Dann dieses Summen welches man eigentlich mit etwas Lästigem verbindet. Fliegen, Käfer, Bienen, eben alles was im Insektenreich fliegen kann. Ich habe mir die Zeit genommen und auf den Boden gesetzt, die Augen geschlossen und gelauscht. Wenn man ganz konzentriert hinhört verschmilzt jedes einzelne Summen zu einem Ganzen. Ein vibrierende Ton in der Luft gleicht der Frequenz eines Formel 1 Rennens in 100 km Entfernung. Ich bin lieber allein und so begab ich mich in den einige km entfernten Nangang NP in dem ich die Ungestörtheit fand, bei der man meint mit der Natur zu verschmelzen. Niemand, außer einem selbst, der die Stille stört oder die Kängurus die dann in Panik die Talhänge hinaufflüchten.

20.10.2009 Sydney
Eine ausgiebige heiße Dusche war das erste was ich mir nach der Rückkehr nach Sydney gönnte. Nach 14 Tagen war das eine Wohltat. Im Mt Kaputar NP bestand zwar die Möglichkeit zum duschen, aber das "warme Wasser" reichte gerade mal zum Haare waschen. Zu meiner Überraschung hat sich in der letzten Woche "Akiraya" bei mir gemeldet und ihr Interesse am Mitreisen gemeldet. Warum nicht. Hab ich noch nie gemacht. Absolutes Neuland. Würde mich freuen wenn es klappt,denn so kann man einige der Kosten aus zwei Personen verteilen. Treffe mich mit ihr morgen am Circular Quay. Die zweite Interessentin hatte sich nicht mehr gemeldet. Ok, wer nicht will der hat schon.

21.10.2009 Treffen
Ich erwachte mit leichten Kopfschmerzen. Die zweite Flasche Wein war wohl doch etwas zu viel. Die Nacht war lang. Schließlich mußte ausfühlich erzählen was ich so alles erlebt habe. Da können in der Hitze des Gespräches schon mal zei Flaschen Wein verdunsten. Zu unserer Verabredung erschien Akiraya, wie Frauen eben so sind, mit einer halben Stunde verspätung. Angeblich hatte sie sich verlaufen. Passiert in einer so großen Stadt wie Sydney. Vergeben und vergessen. Hatte so und so nichts anderes zu tun. Mein erster Eindruck von ihr: Gothik, nett, aufgeschlossen, Interesse am fotographieren, wandern und das wirkliche Australien zu entdecken. Genau meine Wellenlänge. Alle Belange in Sachen des zeitweisen gemeinsamen Zusammenlebens bzw -reisens wurden ausführlich besprochen. Reiseroute und Kostenverteilung stimmten wir ebenfalls ab. Am Freitag geht es los. Den restlichen Nachmittag bot ich mich als Stadtführer an und zusammen mit einer griechischen Backpackerin aus ihrem Hostel zogen wir durch "The Rocks". Auf dem Noodlefestival im Hydepark verabschiedete ich mich. Mir waren dort einfach zu viele Menschen.

24.10.2009 Deuna NP
Seit gestern habe ich "einen Mitlaufen", ich meine "eine mitreisen". Marlene ist ihr richtiger Name und auch sie ist froh endlich aus Sydney raus zu sein. Besonders weil die Stadt so teuer ist. Allein für das Zehnbettzimmer in ihrem Hostel löhnte sie 30 A$ pro Nacht. Da hatte ich ja mit meiner Unterkunft im Apartment für 18A$ pro Nacht einen richtigen Glückstreffer gelandet. In Nowra deckten wir uns mit Lebensmitteln ein und in unserem ersten Bushcamp abseits der Straße nach Braidwood versuchten wir ein System zu finden um als Duo zu funktionieren. Nach ihrer ersten Nacht im Busch mit Lagerfeuer und dem darüber zubereitetem Abendmahl standen eigentlich die Tiangara Falls auf dem Programm aber irgendwie war der Abzweig nicht zu finden. Dafür kam Marlene das erste Mal in den Genuss einer Gravelroad, worauf ihre erste Frage lautete: Was is´n das? In Braidwood schlenderten wir eine Weile über einen Flohmarkt bevor wir in den Deuna NP abbogen. Auf eine 12 km lange Wanderung zum "Hanging Rock verzichteten wir und begnügten uns mit der 8,5 km kürzeren Wanderung zum "Big Hole" Zum Zelten war der dortige Campingplatz zu voll und so fuhren wir weiter zu den "Wyanbene Caves" und schlugen dort unser Lager auf. Von den Höhlen wurden wir in unseren Erwartungen mächtig gezügelt. Sie entpuppten sich als ein Eldorado für Höhlenforscher, also zugänglich nur mit entsprechender Ausrüstung. Blieb uns nur der Genuss des menschenleeren Campingplatzes und ein spontaner Besuch von einem älteren Ehepaar welche hier auf ihrem angrenzendem Grundstück lebten. Anscheinend verirrte sich selten jemand in diese Gegend, denn sie waren sichtlich erfreut über unsere Anwesenheit. Nach einem netten Plausch luden sie uns in Ihr Haus ein. Nur für den Fall das es uns zu kalt oder zu langweilig werden sollte. Langweilig? Laut den Aussagen unserer Besucher soll es hier von Wombats, die Nachts auf Futtersuche herumstreifen, nur so wimmeln. Schnell war der Entschluss für einen Nachtspaziergang gefallen.

25.10.2009 sichere Entscheidung - Mimosa Rock NP
Wie das Leben eben so spielt. Von allen Seiten haben wir das schwere tapsen und schmatzen der Wombats im Unterholz gehört. Aber gesehen haben wir keinen. Bis auf 5m konnten wir uns anschleichen, dann flüchteten die Beutler tiefer in den Busch. Wenn ich mir überlege wie kurz deren Beine sind, staune ich wie schnell die Biester rennen können. Wir verließen den Ort, jedoch nicht ohne Florian und Maryanne auf wiedersehen zu sagen. Aus der Verabschiedung wurden drei Stunden. Bei Kaffe und Waffeln erzählten sie uns ihre Lebensgeschichte und andere interessante Dinge, die einfach den Rahmen dieses Reiseberichtes sprengen würden , brächte ich sie zu Papier. Ein kurzer Spaziergang über ihr weitläufiges Anwesen war dann der Ausklang unseres Besuches. Kurz nach der Abfahrt fing es an zu regnen. Der Abstecher zu den "Bendethera Caves" fiel somit ins "Wasser". Ein eigentlich trockenes Flussbett das wir durchfahren mussten, war in kürzester Zeit vollgelaufen. Der trockene hartbackene Boden kann das Regenwasser nicht aufnehmen und so sammelt sich das Wasser in der nächsten Senke. Man sollte meinen mit einem Geländewagen sollte es da kein Problem sein, aber vor uns lagen noch einige Kilometer und etliche Flussläufe und es hörte einfach nicht auf zu regnen. Da können die Pegel in kürzester Zeit schnell einige Meter erreichen und wir säßen fest. Kurzer Hand änderten wir die Route. Neues Ziel, der Mimosa Rock NP an der Küste. Auf Grund des Regens konnten wir wohl ein wärmendes Lagerfeuer vergessen. Und so besorgten wir uns in Coma eine 2l Flasche Portwein. Dann legte der graue Himmel eine Pause ein, die wir nutzten um uns am Strand die Beine zu vertreten. Der Wind blies derb und ungemütlich kalt. Im Moment sitzen wir im Auto und picheln lecker Portwein. Es Regnet wieder, heftiger als zuvor. Morgen ist ein neuer Tag und die Welt sieht vielleicht etwas sonniger aus. Werden uns nun noch ein paar Fotos ansehen. Außerdem zeigt der Portwein erste Wirkung.

26.10.2009 Tathra
Festgefahren.
Fast zwei Stunden brauchte ich um das Auto wieder auf festen Untergrund zu bekommen. Die ganze Nacht durch hat es ohne Unterbrechung geregnet. Frustriert brachen wir noch bei Morgendämmerung auf , in der Hoffnung an einem anderen Ort einen halbwegs trockenen Platz zu finden. Manchmal machen ein paar Kilometer viel aus. Wie vermutet hat sich die Zufahrt zum Zeltplatz in eine Rutsche verwandelt. Schon die letzten am Abend zuvor ankommenden Camper in ihren Vans und Ford Falcons rutschten ehr den Berg herunter als das sie fuhren. Möchte mir nicht vorstellen wie die den Berg wieder rauf kommen wollen so ohne Allrad. Trotz Allrad hatten sogar meine Räder Probleme ordentlich zu greifen. Für unser Frühstück hatten wir uns ein einige Kilometer entferntes Picknickarea ausgesucht. Auf dem Weg dorthin ließ zu unserer Freude der Regen nach. Doch 500 m vor dem Ziel das Aus. An einer kurzen aber steilen Anfahrt gab der Boden unter den Rädern nach und wir rutschten in den Graben. Die Räder fanden keinen Griff und drehten durch . Nur der Hang an dem die linke Seite zum aufliegen kam verhinderte ein weiteres einsinken. Vor uns der Berg hinter uns ein tiefer Bachlauf. Jegliche Lenkmanöver im Rückwärtsgang zogen das Fahrzeug durch das Eigengewicht weiter in Richtung Bach. Don sagte immer: Wenn du ein Problem hast, mach den Motor aus, atme erst mal durch und überlege was zutun ist. Ich sprang als erster raus und versank erst mal tief im Morast. Die Flipflops blieben im Schlamm stecken. Barfuss stapfte ich um das Auto herum um die Lage zu checken. Mein "Jadi" lag am Hang als wenn er sich ausruhen wollte. Ich entschied schnell. Marlene sammelte Holz während ich den Highliftjack ansetzte , den Jeep aufbockte, den zähen Match unter den Rädern wegschaufelte - das war ungefähr so als würde man einen Berg Butter umsetzen - und das gesammelte Holz darunter verteilte. Baumstämme die ich nahe der Bachsenke verkeilte sollten ein Abrutschen verhindern. Im L4 Modus setzte ich langsam zurück und siehe da - endlich wieder frei. Von oben bis unten mit Dreck besudelt steuerten wir direkt den Campingplatz in Tathra an um uns und unser mobiles Haus wieder sauber zu machen. Am Nachmittag lernten wir ein frisch verheiratetes Pärchen kennen, die uns für heute Abend auf ein Bier eingeladen haben. Sie bräuchten wieder mal Platz im Kühlschrank. Na da können wir doch gerne Abhilfe schaffen.

28.10.2009 Nethercote Falls - Nadgee State Forest
Der Abstecher gestern zu den Nethercode Falls sollte nur eine kurze Stippvisite sein. Doch dann gefiel es uns so gut, dass wir den ganzen Tag dort verbrachten. Marlene hatte sich heute in Eden eine drei stündige Walewatchingtour gegönnt. Als sie mir berichtete kam Neid auf. Nicht nur weil Ihre Tour preiswerter war als meine in Sydney, sondern auch weil sie mehr von den Walen zu sehen bekam und dazu noch Delfine und Seelöwen. Ich nutzte die Zeit ihrer Abwesenheit für ein Frühstück am Strand und um meine Mails zu checken. Gemeinsam besuchten wir das Killerwalmuseum, welches definitiv eine Empfehlung wert ist. Es ging weiter zum Green Cap Lighthouse im Ben Boyd NP, von wo man einen weit reichenden Blick auf das offene Meer hat und man mit viel Glück und einem Feldstecher auch von hier die ausgelassene Lebensfreude der Buckelwale beobachten kann. Wie gesagt mit viel Glück. Ich habe erst dann etwas mit dem Fernglas anvisieren können wenn jemand mit dem Finger in die Richtung gezeigt hatte. Ist wie mit dem Pilze suchen bei mir. Ich würde erst die Pilze sehen wenn mich jemand mit der Nase darauf stupst. Einen herrlichen Platz zum übernachten fanden wir im Nadgee Rainforrest. Abgelegen mitten im Dickicht des Regenwaldes und umgeben von seltsamen Geräuschen. Das Lagerfeuer brennt und wärmt . Zeit das Abendessen vorzubereiten. Sie bräuchten wieder mal Platz im Kühlschrank. Na da können wir doch gerne Abhilfe schaffen.

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