2. Reise
vom 28.Nov. 2001 bis 26.Mai 2002
Seite 3
Victoria

10.01.2002 Beechworth
Entgegen meiner geplanten Route steuerte ich nicht den Mt Beauty, sondern den Mt Buffalo National Park an. Es wäre ein reiner Fahrtag geworden, hätte man mir Beechworth nicht als sehenswert empfohlen. Es ist zwar eine Gefängnisstadt, aber wegen der guterhaltenen und gepflegten Bauten ein besonderes Highlight.
Auf dem einzigen Campingplatz am Mt Buffalo gab es nicht einen freien Platz für ein Zelt. So parkte ich meinen "Gefährten" etwas abseits und nahm Vorlieb mit der Heckliege.
Ein abendliches Bad im Lake Catani verschaffte mir ein sauberes und frisches Gefühl, denn in den letzten Tagen war nicht viel mit Duschen.

11.01.2002 Mt Buffalo NP
Der Mt Buffalo NP hat viel zu bieten. Gut ausgebaute Wanderwege führen zu den interessantesten Naturkulisse wie z.B. The Horn, The Hump, The Cathedral und die Eurobien Falls.
Ganz das Gegenteil zum Mt Beauty, der nur im Winter ein Besuchermagnet für tausende Skifanatiker ist, die sich die ausgebauten und präparierten Pisten hinab stürzen.
Von Falls Creek konnte ich auf einer anständigen Gravelroad, welche nur im Sommer für den Verkehr geöffnet ist bis nach Omeo durchfahren.
Im “Anglers Rest” stoppte ich kurz auf ein Bierchen. Dessen Wirt - wahrscheinlich genauso alt wie der urige Pup selbst - erinnerte mich mit seinem langen weißen Rauschebart ein wenig an den Weihnachtsmann.
Abends, es war schon fast dunkel, erreichte ich den von Australiern wegen seines “90 Meilen “ Strandes beliebten Ort Lake Entrance.
Und da es Freitag war gönnte ich mir zum Abendbrot Fish and Chips.

14.01.2002 The Ninety Mile Beach
Am Paradise Beach fand ich das wahre Camperglück. Einen etwas versteckten Campingground in den Dünen des Ninety Miles Beach. Den Strand unmittelbar vor der Haustüre und völlig kostenlos. Hier bereitete ich mir zum Abendbrot das wohl teuerste Rumpsteak meiner Reise zu. Denn für diese Scheibe Fleisch fuhr ich inklusive Feuerholzbeschaffung über 80 km. Es lag einfach an der Freude, das Essen über offenem Feuer zuzubereiten. Na ja - am Ende ging es mit dem Gaskocher doch schneller. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl am Campfeuer zu sitzen und in die lodernden Flammen zu schauen. Erinnert mich ein wenig an meine Rüpeljahre, als unsere Clique am alten Felsentheater Bratwürste über dem Lagerfeuer grillte und sich dem Rausch des Alkohols hingab.
Sorry - ein wenig Romantik kann ich mir einfach nicht verkneifen.
Der klare Nachthimmel verheißt besseres Wetter. Vor zwei Tagen war es recht ungemütlich. Es regnete und vom Meer her fegte ein heftiger Wind. Ich flüchtete ins Landesinnere nach Buchan, wo man ebenfalls ein bekanntes Höhlensystem besichtigen kann. Über Orbost fuhr ich zurück aber nicht ohne einige Abstecher zu einsamen Strähnen.
Morgen muss ich leider weiter so schön es hier auch ist. Ich brauche bald wieder eine Dusche und meine Wäsche eine Waschmaschine.

15.01.2002 Tara - Bulga NP
Auf dem Weg nach Foster wählte ich nicht den Gippsland Highway entlang der Küste, sondern den Princes Hwy nach Traralgon, wo ich meine Vorräte aufstockte, um dann weiter nach Yarram zu fahren.
Unterwegs bog ich in Richtung Tarra- Bulga NP ab. Auch hier erwarten einen herrliche Wanderwege die durch dichte hohe Wälder zu imposanten Wasserfällen, wie z.B. die Cyathea Falls oder die Tarra Falls, führen.
Im Moment sitze ich hinter meinem Jeep. (Die Ladeklappe kann man hervorragend als Tisch zweckentfremden.) Ich bin frisch geduscht und rasiert. Meine Wäsche hängt zum trocknen an der provisorisch gespannten Leine. Für heute soll es auch mit dem Schreiben genug sein denn ich will noch ins “Dorf” auf ein Bier - oder zwei, oder drei.

16.01.2002 Wilsons Promontory National Park
Von den Australiern liebevoll "Wilsons Prom" genannt, war mir etwas zu raubritterlich. Da bezahlt man 9 Dollar Eintritt für den Nationalpark und soll aber für den Bus zum Lookout auf dem Mt Oberon extra löhnen, nur weil man die Zufahrt für Pkws gesperrt hat.
Die Reize dieser Halbinsel liegen in den Buchten mit seinen feinsandigen Stränden. Besonders angetan hatte es mir die Whisky Bay. Mit der Sonne als Gehilfen hätte ich hier hervorragende Fotos machen können. In allen erdenklichen Farben schimmern die freiliegenden Gesteinsschichten normalerweise im Sonnenlicht. Aber nein, eine blöde Wolke hielt sich hartnäckig vor der Sonne.
Ab Inverloch ging es an der Küste entlang zum Cap Paterson. Auch hier traumhafte Küstenlandschaften mit Stränden die einfach zum Baden zwangen.. So gab ich mich in der Shack Bay den Wellen des Weltmeeres hin.
Am Ende des Tages ereichte ich Phillip Island. Bevor ich auf dem Campingplatz eincheckte genoss ich mein Abendmahl im Angesicht der untergehenden Sonne an einer abgelegenen Klippe.

17.01.2002 Pillip Island
Ich brauche ja wohl nicht schon wieder betonen wie traumhaft die Australische Küste ist. Ich verweise einfach nur auf meine Fotos, denn Bilder sagen mehr als Worte.
Für den Abend hatte ich mir Karten für die Pinguin Parade besorgt. So pünktlich wie nun einmal bin war ich viel zu zeitig da. In den zwei Stunden des Wartens bis die ersten Zwergpinguine den Wellen entstiegen bedurfte es einer Menge Sitzfleisches auf den harten Plätzen. Wer jetzt denkt das ich wenigstens den besten Platz hatte ,der hat die Überlegung ohne die Japaner gemacht. Angereist in Bussen, kurz vor knapp, quetschten sie sich zwischen die bereits Anwesenden.
Eine Japanerin neben mir kriegte sich gar nicht mehr ein als der erste Vogel aus dem Wasser schoss. Sie fuchtelte mit den Armen, quiekte und kicherte. Sie stand bestimmt kurz vor dem Orgasmus. Nur wusste ich nicht ob sie von ihrem Kerl befummelte wurde oder sie sich den heranwatschelnden Schwimmer als saftigen Braten in der Backröhre vorstellte. Diese Japaner essen doch alles mit einem Lächeln.
Und was hält Japaner von Verboten und der Anweisung ab Ruhe zu bewahren und kein Blitzlicht zu verwenden? Nichts. Sie waren die Ersten die den kleinen Gesellen auf den Holzpfaden hinterher rannten um sie vor den Bruthöhlen abzupassen.
Würde gern mal wissen was diese kleinen Pinguine so denken wenn sie jeden Abend so begafft werden.
Es war schon ein einzigartiges Erlebnis, doch so richtig gefallen hat es mir nicht.

19.01.2002 Dandenong
Nach Melbourne auf der Autobahn zu gelangen erschien mir zu eintönig. Die Route durch die Dandenong Range erwies sich als bedeutend abwechslungsreicher. So sind die Puffing Bill Schmalspurbahn und das Miss Marble Tea House nur zwei der interessante Punkt zum Verweilen und Besichtigen. Weiterhin stand ein Besuch im William Rickett´s Sanctuary auf dem Programm. Ich war sehr beeindruckt von seinem Lebenswerk. Ein äußerst begabter Mann mit einfachen und doch wertvollen Idealen. Seine Tonskulpturen vereinen das gemeinschaftliche Zusammensein von Ureinwohnern und Europäern im Einklang mit der Natur. Sein künstlerisches Schaffen veranschaulicht den Sinn seiner Philosophie.
Ich werde den restlichen Tag nach Eintreffen in Victorias Hauptstadt auf dem Zeltplatz verbringen, Tagebuch schreiben, Stadttouren planen und einfach alles langsamer angehen lassen. Die Sonne hat heute auch ihren besten Tag.

23.01.2002 Melbourne
Kaum das man sich an Sonne und Hitze gewöhnt hat, folgt auch schon wieder der Regen. Regen in den letzten zwei Tagen und auch heute sah es nicht besser aus. Ich verkrümelte mich gleich nach Portsea denn bis dorthin reichte die Schlechtwetterfront nicht.
Ziel war Fort Neapean. Ein geschichtsträchtiger alter Militärstützpunkt der zur Abwehr japanischer Angriffe im zweiten Weltkrieg eingerichtet wurde.
Meinen Aufenthalt in Melbourne habe ich bis auf Montag beschränkt. Der Caravanpark ist zwar mit 15 Dollar der günstigste in der näheren Umgebung, doch da er direkt am Hume Hwy liegt, ist ab 6 Uhr Morgens, wegen dem regen Fernlastverkehr, die Nacht vorbei.
Im Großen und Ganzen habe ich die Stadt, so gut wie es das Wetter zuließ, erkundet. Melbourne ist ganz angenehm, wenn man mal die ganzen Touristen wegläst, die wegen der derzeitigen Tennismeisterschaften hier sind.

26.01.2002 Australia Day
Petrus zeigte sich recht großzügig an diesem Feiertag. Im Stadtzentrum wurde eine Parade abgehalten. An jeder Ecke fand man Fressbuden und Attraktionen.
Die meisten Veranstaltungen spielten sich jedoch im Kings Domain ab. Eine Oldtimershow zog die Besucher wie ein Magnet an, wie auch das Gouvernment House, welches einzigst zu diesem Tag seine Pforten für die Öffentlichkeit öffnete. Dementsprechend lang war die Schlange der Neugierigen.
Zum Abschluss dieses Tages erhellte ein Feuerwerk den Himmel, das zusammen mit der sich stündlich wiederholenden Feuershow des Crown Entertainment Center die Schaulustigen begeisterte.
Für mich ging der Abend hier erst richtig los, denn der Crown Komplex bietet nicht nur Hotel und Casino sondern auch Discos und Nightclubs bis in den Morgen.

29.01.2002 Jara Glen NP bis Lorne
Zwei Tage verbrachte ich im Jarra Glen National Park. Auf den holprigen Pisten konnte ich meine neuen Stoßdämpfer und Frontfedern ausgiebig testen.
Übernachtet habe ich irgendwo neben der Straße im Regenwald. Doch Achtung: für Weicheier ist es nicht zu empfehlen. Beim Verrichten meiner morgendlichen Notwendigkeiten im nahen Unterholz fing ich mir drei kletterfreudige Blutegel ein. Ein Grund mehr lange Hosen und festes Schuhwerk zu tragen auch wenn es noch so warm ist.
Auf der Rückfahrt umfuhr ich Melbourne auf dem Motorway um so schneller über Geelong nach Torquay zu gelangen. Hier beginnt eigentlich die berühmte Great Ocean Road. Aber erst kurz vor Lorne durchfährt man offiziell das South Coast Gate.
Der Himmel war an diesem Tage bedeckt, die Sicht trüb und Nebelschwaden überzogen die Hänge. Es kam mir vor, als ob ich den Jurassic Park durch das Tor betrete, den gierigen Blick des Tyranno Saurus Reck im Nacken.
Nahe den Erika Falls fand ich ein nettes Plätzchen zum übernachten. Es wird mir bestimmt schwer fallen Schlaf zu finden, bei dem Gedanken an den T-Rex.

31.01.2002 Shipwreck Coast
Ich muss beim lieben Gott einen Stein im Brett haben, denn er öffnete mir den wolkenverhangenen Himmel um mir seine 12 Apostel in voller Pracht zu offenbaren. ( Eigentlich sind es ja nur 9 ).
Eben, flach und eintönig graugrün zeigt sich die Küste von Weitem. Nur hundert Meter näher zum Meer erstrahlen ihre Steilwände in gelben bis rotbraunen Farben. An jedem Aussichtspunkt ein atemberaubender Moment, indem man die Macht des Windes und des Wassers spürt, die diese Formen geschaffen haben.
Doch ist diese Schönheit nicht von Dauer, auch wenn es für einen Menschen erscheinen mag. Der Zahn der Zeit nagt an jedem Zentimeter und brachte auch die London Bridge zum Einsturz. Wie unberechenbar die Natur ist kann man an der Loch Ard Gorge auf Tafeln lesen. Ein Friedhof erinnert an die Opfer die einst ein Schiffbruch forderte.
Ein Hubschrauberrundflug über die Küste wäre das hohe C gewesen aber 100 Dollar für sieben Minuten überstiegen einfach mein Budget.
Genießen Sie die bizarre Schönheit der Landschaft, die ich versucht habe auf Foto zu bannen.

01.02.2002 Tower Hill
Auf dem Rückweg vom Mt Rose hatte ich einen Beinahezusammenstoß mit einem Känguru. Mir wäre nichts passiert, davor schützte mich der Bullbar, ganz bestimmt aber dem wilden Hüpfer. Mir sitzt jetzt noch der Schreck in den Gliedern.
Habe wieder einmal meine Route geändert. Auf Grund umfangreichen Infomaterials konnte ich den Empfehlungen nicht wiederstehen und steuerte die Grampians an.
Zuerst führte mich der Weg durch Tower Hill. In diesem längst erloschenen Vulkangebiet kann man die artenreiche Vogelwelt die sich am Kratersee niedergelassen hat gut beobachten.
Von Weitem erkennt man schon die eigenwillige Form der Grampians. Auf dem Mt William, dem höchsten Gipfel diese Gebirgsformation ergötzte ich mich am Sonnenuntergang und einem Gewitter, das im Hinterland mit zuckenden Blitzen die Nacht und die Regenwolken erhellte.

02.02.2002 The Grampians
Der Zugang zu den markanten balkonartigen Felsvorsprüngen die den Balkonies den Namen geben wurde durch ein neues Geländer zwar versperrt, doch hielt es mich nicht davor ab, auf dem Überhang Platz zu nehmen und die Aussicht auf mich einwirken zu lassen.
Den ganzen Tag verbrachte ich im Stop and Go Verfahren in den Grampians, denn auch die Silberband Falls und die Mc Kenzie Falls sind lohnende Wanderziele. Am Manja Shelter kann man an verschiedenen Stellen Wandmalereien der Ureinwohnern betrachten.
Zum Abendbrot auf einer ruhige Lichtung, etwas abseits der so und so schon wenig befahrenen Pisten, leisteten mir Kängurus Gesellschaft. Den gewanden Springern, die mich neugierig und äsend beobachteten könnte ich stundenlang zusehen.

Seite 4